Mittwoch, 4. März 2009

Sooooooo groß!

Neulich war ich auf einer Beerdigung, da erzählte eine junge Dame aus der Familie der Verstorbenen aus ihrem Leben. Den Magister-Abschluss in Politikwissenschaft
vor Jahren (oder gar Jahrzehnten?) errungen (wovor man durchaus den Hut ziehen muss), verkörpert sie das Klischee der immer pleiten, aber immer waaaaaahnsinnig viel unterwegsen selbständigen Event-Managerin aus der alternativen Jazz-Ecke. (Ich weiß, das klingt so sehr nach Klischee, dass es unwahrscheinlich ist, so jemanden tatsächlich zu treffen. Ich hatte das Glück.)
Jedenfalls tat diese im übrigen wirklich sehr sympathische und humorvolle Frau kund, dass sie versucht habe, zu Hause UND im Büro ohne Computer und vor allem ohne Internet auszukommen. Und ihre Erkenntnis: Es geht nicht (!!!) !!!

Hmmm. Tatsächlich scheint ein E-Mail-Account so wichtig zu sein wie ein Bankkonto, wenn man irgendwie ohne allzu komplizierte Umwege zurechtkommen will. Ich finde das gar nicht negativ. Im Gegenteil, ich bekenne mich dazu, das Internet großartig zu finden. Und ich argumentiere da noch nicht mal mit den hervorragenden Recherchemöglichkeiten, sondern ich liebe es, mir beim ersten Kaffee morgens die Bilder der peinlichsten und der gelungensten Outfits der Oscar-Verleihung auf Gala.de anzusehen.

Und ich liebe die ein oder andere Community und gebe ebenfalls ohne Schamesröte zu, mich in einer Aquarien-, einer Musik-, einer Fitness- und in einer Erotikcommunity herumzutreiben (JA, ich weiß - merkwürdige Mischung!). Jedenfalls erstaunt mich immer wieder die Offenherzigkeit der Mitglieder und ihr Hang zu tiefen, großen Gefühlsbezeugungen. Im Positiven wie im Negativen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich versuche, Worte und ihre Wirkung erst zu nehmen, doch mir zieht es manches Mal fast die Nägel ab, wenn ich lesen muss:

du echt schade das du kein mailcontact wills i glaub wir würden und gut verstehen du bist echt ne sonne

Oder

auf Deine Seite bin ich gestossen , als ich Deine Gedanken zum Thema XXXX gelesen habe.

Mehr könnte auch ich nicht schreiben um es für mich auf den wesentlichen Punkt zu bringen . Es kann da nur in Worten immer nur wieder und wieder beschrieben werden.
Ich fühle mich da sehr seelenverwandt mit Dir.

Ähm, Moment. Sonne? Seelenverwandt?
Was kommt denn als nächstes? Der ewige Liebesschwur?

Große Worte im anonymen Raum.
Die erste Version der Sympathiebekundung ist mir sogar noch lieber, denn da zeigt die Huschlichkeit, dass dies der Raum für solche Gefühle nicht ist - Jedenfalls nicht als erster 'mailcontact'.

1 Kommentar:

Susanne Wichert hat gesagt…

Sehr treffend formuliert :D