Sonntag, 2. August 2009

Wann haben Sie..........???

Also gut, irgendwann muss man sich ja mal den wirklich wichtigen Fragen stellen. Zum Glück weiß googlemail aufgrund der Betreffzeilen der E-Mails, die sich gerade in meinem Posteingang befinden, immer bestens darüber Bescheid, welche Lebensfragen mir schleunigst mal um die Ohren gehauen werden sollten. Heute:

Donnerstag, 11. Juni 2009

Haiku

Die kleine Raupe
unter dem Apfelbäumchen.
Ich sehe sie nicht.

Samstag, 6. Juni 2009

Crash

Da fällt also irgendwo ein Flugzeug vom Himmel und mit ihm verschwinden Menschen. Klar, waaaahnsinnig tragisch für die betroffenen Familien und so. Und es war ja auch sogar ein Baby dabei - was alles passiert auf der Welt!

Wie das wohl wirklich war in diesem Flugzeug und nun ist, frage ich mich erst, als ich erfahren habe, dass ich eines der Opfer kenne. Von früher. Dieses früher ist fast so weit weg von mir wie die Absturzstelle und trotzdem viel näher, denn nun hat der anonyme Absturz für mich ein Gesicht. Das ist keine angenehme Vorstellung - in Panik sterben und dann den Körper dem riesigen Ozean überlassen müssen, vielleicht sogar von Haien oder Tiefseespinnen leichengeschändet zu werden. Todesangst ausstehen zu müssen, die nicht nur sprichwörtlich, sondern wahr ist, weil der Tod dann tatsächlich eintritt. Sich mitten im Leben verabschieden müssen und dafür noch nicht mal einen Adressaten zu haben, weil man ganz allein ist in einem heillosen Chaos. Wie soll man da sein Sterben vollbringen?

Der Tod ist aus unserer Welt verbannt und wurde in einen kleinen, flimmernden Kasten gesperrt. Dort wütet er nun mit fast ungebrochender Macht und zeigt uns Abend für Abend Mordopfer (erschossen, erwürgt, erstochen, vergiftet, zu Tode gequält), Unfallopfer (in Autos und Flugzeugen, auf Treppen, in Wäldern und Bergen, in Chemielaboren oder Baumhäusern), Selbstmörder (an der Decke baumelnd, in der Badewanne liegend, vom Dach gesprungen auf der Straße zerbrochen), Kriegstote (man weiß nicht mehr, wo eigentlich diese Dinge geschehen, man war ja auch noch nie dort) und auch sonst alles was man sich ausdenken kann.
Was wir sehen, ist nicht mehr der Tod, sondern nur ein Bild, das keine Wirkung mehr auf uns hat. Wenn wir einen Sterbenden ansehen, sehen wir, dass der Tod es ist, von dem wir uns das Leben geliehen haben. Der Tod wurde aus unserer Welt verbannt und hat das Leben mitgenommen.

Montag, 25. Mai 2009

sysyphos

Ein französischer Denker sagte einst, Sysyphos, sei ein glücklicher Mensch gewesen, da er eine Aufgabe hatte, die seinen Lebensinhalt ausmachte.
Ob es dem kleinen Marienkäfer ähnlich geht, der schon seit mehr als einer Stunde an den Rändern meines Computerbildschirms hin und her läuft? Immer am oberen Bildrand von links nach rechts und dann ein Stück den rechten Rand hinunter und wieder hinauf. Dann von rechts nach links und schließlich ein Stück den linken Rand hinunter und so weiter und so fort.
Für ihn ist dieser kleine Bildschirmrand seine große Welt.
Ist er glücklich? Ich weiß es nicht.
Wie groß ist unser Bildschirmrand?

Sonntag, 10. Mai 2009

Verbot...............?

Eben las ich in der S-Bahn-Haltestelle, dass nicht nur über ein Verbot von Egoshootern, sondern auch von Paintball-Anlagen diskutiert wird.

Was sollen solche Verbote erwirken? Was dürfen in unserer Gesellschaft junge, testosterongeladene Männer denn noch tun, um ihre Männlichkeit zu inszenieren, auszuloten und damit zu initiieren? Wenn sie sich nicht mal spielerisch mit ihrem Aggressionspotential beschäftigen dürfen, wo sollen sie denn dann noch hin damit? So ein Rumprügeln ist schlicht Kräftemessen und das tut doch jeder Mann, oder? Manche mit dem Geist, andere mit den Muskeln, wieder andere im Computerspiel.
Nun haben die Männer ja schon einige Bewährungsmöglichkeiten verloren: Kreuzzüge gibts nichts mehr, im Job können und wollen die Frauen inzwischen mitreden, technisches Know-How wird schnell zum Pseudo-Können abgestempelt, das ja jede/r draufhat, der sich ein bisschen Mühe gibt. Und die Kriege sind auch nicht mehr das, was sie mal waren (nämlich: Mann gegen Mann). Welche Wege bleiben, um sich als Mann zu fühlen?


Und - die Frage schließt sich an: Welche Wege haben Frauen, ihre Weiblichkeit zu entfalten? Kinder, Kirche, Küche funktionieren nicht mehr und haben es wohl auch nie getan. Job und Karriere? Da sind die Strukturen per se patriarchalisch geprägt (wie übrigens auch an der Uni). Die Kunst? Da werden Frauen ja auch schnell belächelt, es sei denn sie sind die Primaballerina beim Ballett, dann haben sie den Fliegengewichts-Zerbrechlichkeitsbonus.

Was können wir denn noch tun, um uns als die zu verwirklichen als die wir zur Welt gekommen sind? Nämlich als Mann und Frau?
Nicht nur Erwachsene, sondern auch und vor allem Jugendliche sollten Paintball spielen dürfen, wenn sie das wollen, sich gegenseitig an den Haaren ziehen und Kräfte messen, sich verkleiden und in alle erdenklichen Rollen schlüpfen. Und Computerspiele spielen, die sie reizen, im Internet Pornofilmchen gucken und so selbst herausfinden wer sie sind und was für ein Leben sie führen wollen. Das kann ihnen nämlich niemand sagen und daher auch niemand verbieten. Es lebe die Selbstbestimmung!

Dienstag, 5. Mai 2009

Lecker II


Seltsam, was es bei Edeka an der Wursttheke alles gibt: Ratten und Delikatessen. Wundert mich aber angesichts der zahllosen Kochshows, in denen sich die Kandidaten zu übertreffen versuchen, eigentlich nicht.
Noch seltsamer finde ich allerdings, dass sich viele Zuschauer Mälzer, Läfer, Lächter und Jamie Olivär reinziehen und dabei aber Tiefkühlpizza futtern. So sehr ich geistige Genüsse mag - beim Essen zählt die Sinnlichkeit und sonst gar nix.

Dienstag, 28. April 2009

"Und soooooo lecker!!!!"

Vor kurzem war ich 5 Tage in Hamburg mit 13 Erwachsenen mit geistiger Behinderung.

"Na klar gibts nen Sinn im Leben. Was ist denn das überhaupt für ne Frage? Da weiß man ja gar nix mehr drauf zu sagen! Der Sinn ist halt einfach, dass ich hier bin! Warum fragst Du sowas überhaupt?"

So einfach zu beantworten und sowieso im Grunde unsinnig fanden die Teilnehmer meine Frage. Ohnehin waren einige der Teilnehmer Meister im positiven Denken und der positiven selektiven Wahrnehmung. Vor allem Karl-Jürgen, der jeden Morgen mit der vollkommenen Unschuld eines Kindes begrüßte und seine Lebensfreude unbekümmert in die Welt hinausposaunte:

"Guten Morgen! Hast Du auch so gut geschlafen wie ich? Einfach toll, die haben mir sogar das Bett gemacht und meinen Schlafanzug zusammengelegt! Ach, und jetzt dieses herrliche Büffet! Da weiß man gar nicht, was man nehmen soll! Gestern hatte ich Rührei, das war sooo lecker! Und sogar mit Schinken! Einfach klasse! Und wie ich mich heute auf die Hafenrundfahrt freu! Das hab ich noch nie gesehen. Der Hamburger Hafen soll ja ganz großartig sein. Ach, das wird klasse. Und ob die da wohl auf dem Schiff auch Kaffee haben? Das wär ja toll."

Wenn da dann ein 65jähriger Mann vor einem steht und er vor lauter Lebensglück die ganze Welt umarmen will, dann ist die Frage nach dem Sinn des Lebens irgendwie hinfällig. Ganz im Sinne des "l'art pour l'art" - das Leben um des Lebens willen? Im Anschluss an machulle frag ich mich da auch: Kann es so einfach sein?
Und wenn es tatsächlich so einfach ist: Haben wir also womöglich lediglich ein intellektuelles Problem? Ist es das Denken, das in uns diese Zweifel hervorruft, wozu wir eigentlich hier sind? Haben wir vergessen, dass das Denken ein Werkzeug ist, das wir benutzen können und benutzt es statt dessen uns und macht uns Probleme, die wir eigentlich gar nicht haben müssen?
Was passiert, wenn das Denken eine Pause einlegt?

Bei mir stellt sich eine lebendige Ruhe ein. Wenn ich mal aufhöre zu denken, wenn dieser Gedankenschwarm in meinem Kopf aufhört zu schwirren, dann spüre ich Dinge in mir, von denen weiß ich dann: Ach ja, klar, darum gehts ja eigentlich und nicht um das, was mir mein geschäftiger Geist einredet. Jenseits von Worten ist da dann auch so ein reines Glück, von dem ich nicht sprechen kann, und wenn ich es versuchte, könnte ich auch nur metaphernhaft sagen: So schön, so toll, so klasse und sooooo lecker!