Samstag, 14. Februar 2009

TEXT (von le correspondent)

Die Frau am Mikrofon hatte einen leichten Akzent, so viel war mal klar. Die Lautsprecher übertrugen eine minimale Färbung, die sie als Eingewanderte auswies. Woher die Frau kam, ließ sich nicht mit Bestimmtheit sagen, dazu imitierte sie zu gut den Zungenschlag des Landes, in dem sie schon lange zu leben schien. Nach dem Ende des offiziellen Teils der Veranstaltung blieben wir noch etwas da. Meine einheimische Begleiterin kreuzte die Frau und fragte sie neugierig, woher sie denn ihren Akzent habe. Das gab meiner Begleiterin die Gelegenheit, mich der Frau mit dem Akzent später, als sie zufällig an unserem Tisch vorbeilief, als ihren Landsmann vorzustellen.Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass mir so unverhofft und ungewollt in diesem Land vermeintliche Landsleute präsentiert wurden. Wie meine Begleiterin hinterher der Tischrunde berichtete, habe die Frau mit dem Akzent einen Mann aus ihrem neuen Heimatland geheiratet und später sogar die Nationalität dieses Landes beantragt, was Erstaunen in der Runde auslöste.Die Frau jedenfalls, auf die Anwesenheit eines Landsmannes wohlwollend aufmerksam gemacht, hatte sichtbar wenig Lust auf einen Small-Talk, wollte aber auch nicht brüsk an unserem Tisch vorbeigehen. Schon wieder halb mit dem Rücken zu uns gedreht, seufzte sie in ihrer Muttersprache: "Ja, ja, ich bin die Ulrike."

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