Sonntag, 7. Dezember 2008


Heute morgen noch lief ich die Stufen zur U-Bahn herab und vernahm ausser dem üblichen Durcheinander von Stimmen, Gelärm und Vogelzwitschern (oder waren es Handys?), nichts Ungewöhnliches. Naja, und wenn, es wäre mir vermutlich gar nicht weiters aufgefallen. Ich achte beim Treppensteigen auf wenig. Nur auf die Zahl und die entscheidende Frage: gerade oder ungerade? Manches Mal hängt viel davon ab, manches Mal nehme ich den ungeraden Treppen krumm, dass sie keine gerade Anzahl an Stufen haben.
Sie müssen nämlich wissen, dass ich Stufen quasi sammle und eigentlich jede Treppe daraufhin untersuche, ob man die Schritte durch zwei teilen kann oder nicht.

Ich hasse ungerade Treppen.

Wie gesagt, manches Mal versuche ich bei ungeraden Tritten irgendwo auf meinem weiteren Weg noch eine Stufe - oder auch mehr- zu nehmen, um die Gesamtzahl auf ein gerades Ganzes zu erhöhen. So kommt es, dass ich, ohne etwas zu wollen, kurz in eine Bäckerei laufe, nur um die zusätzliche Stufe hinzuzählen zu können. Das Herausgehen wird dann aber großzügigst übersehen; ich ziehe ja nichts ab und es wäre ja beinahe so etwas wie das Quantifizieren oder gar das Qualifizieren des Rückwärtsgehens. Und das kann ein seriöser Mensch nun wirklich nicht wollen.

Natürlich habe ich auch eine Lieblingstreppe. Wer kann sagen, er hätte so etwas nicht?
Meine befindet sich auf dem Weg zur U-Bahn, wie ich oben schon andeutete. Sie besteht aus zwei Teilen und insgesamt vierzig Stufen. Nicht zu groß und auch nicht zu klein- gerade richtig eben und schön! Zwei mal zwanzig-gerader geht fast nicht. Ich freue mich über die Treppe am Morgen und in den Stunden meiner Heimkehr gegen Nachmittag. Ich nehme immer die Treppe, nie die Rolltreppe oder gar den Lift. Immer zähle ich und immer freue ich mich. Und manchmal, am Wochenende, kommt es vor, dass ich mich aufmache, um nach der Treppe zu sehen und sie rauf und runter zu gehen. Wie an einem normalen Arbeitstag, nur eben ohne Arbeit.
Heute ist jedoch Mittwoch. Ein Umstand, der die Sache zwar nicht ändert und sie auch nicht komplizierter macht, aber mir deutlich sagt, dass es ein normaler Tag ist.
Oder besser gesagt: sein müsste.
Heute morgen noch lief ich die Stufen zur U-Bahn herab. Zwei mal Zwanzig - alles gut. Der Tag verlief erfreulich, ich fand viele gerade Treppen und war auch nicht allzu oft in irgendeinem Geschäft aus dem ich nichts brauchte. Ich hatte auch vor einiger Zeit beschlossen, nichts mehr grundlos zu kaufen, nur weil ich noch eine Stufe benötigte. Die Händler haben sich an mich gewöhnt und ich betrachte das Ganze als besondere Form des Kundenservice. In Geschäften, die ich zum ersten Mal betrete, ist das verständlicherweise noch ein wenig anders.
Naja, an diesem Mittwoch verlief alles gut. Auf dem Rückweg stieg ich aus, lief die ersten zwanzig Stufen hinauf und dann die zweiten. Die zweiten Zwanzig die das Gerade, das Schöne ergeben.

Aber es waren, so oft ich auch hoch und wieder hinabging(und ich ging bis tief in die Nacht), keine zwanzig Stufen mehr.
Es waren nur noch neunzehn...

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